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Ein Stück Geschichte

DI, 21.11.2023

Ein Termin, dem lange Vorfreude vorausging, war der Besuch der langjährigen Vorstandsvorsitzenden des Diözeanen Hilfsfonds für Schwangere in Notsituationen Elisabeth Gerhardus. In den frisch renovierten Räumen der Familienberatungsstelle wurde beim Erzählen (wie könnte es anders sein) deutlich: Es geht nichts über das persönliche Gespräch! Die Feinheiten, das Zwischenmenschliche und Zwischen-den-Zeilen-Stehende werden nur um den gemeinsamen Tisch (oder: bei Kaffee & Kuchen) übermittelt. 

Gemeinsam mit ihrem Sohn Peter Gerhardus, der selbst in der Stiftung engagiert war und ist, wurde also in Erinnerungen geblättert. Die mitgebrachten Zeitungsartikel, Flyer oder Fotos, auf denen Frau Gerhardus jede*n einzelne*n mit (selbstveständlich vollem) Namen kennt, machen die vergangenen 50 Jahre noch ein Stück mehr lebendig. "Die erste Beraterin im Hilfsfonds war selbst eine Betroffene, eine Jugendarbeiterin, die über die Pfarre zu uns kam", erzählt Frau Gerhardus von den Anfangsjahren in den 1970ern. Schon damals waren die Pfarren wichtige - wenn nicht einzige - Anlaufstelle für schwangere Frauen, die sonst nichts und niemanden hatten, an den sie sich wenden konnten. Schon damals unterstützten sie den Hilfsfonds mit Geld aus den Kirchensammlungen. Auch der Muttertag als jener Sonntag, an dem in der Messe zur Hilfe für Schwangere in Not aufgerufen wurde, etablierte sich in der Anfangszeit.

Geschichte hat ebenso der erste Webstuhl der heutigen Web- und Kreativwerkstatt. Er wurde von einer Beraterin organisiert und für arbeitsuchende Frauen aufgestellt, erzählt Frau Gerhardus. Dies legte den Grundstein für die vorübergehenden Anstellungen für schwangere Frauen, mit denen die Stiftung auch heute hilft.

Generell aber waren die Bedingungen für das stetig wachsende Team des Hilfsfonds in den ersten Jahren alles andere als einfach: "Die Beratungsstelle war ein Kammerl", blickt Frau Gerhardus schmunzelnd zurück. Lange musste man ohne eine Mitarbeiterin im Sekretariat auskommen. Schließlich konnte erst eine Telefonistin, dann doch auch administrative Unterstützung angestellt werden.

Die Finanzen des als Verein organisierten Hilfsfonds wurden vom Ordinariat streng überwacht. Regelmäßig wurde Rechenschaft über die Verwendung der Gelder abgelegt, wie dies auch heute gehandhabt wird. Auch in der Spendenwerbung war der Hilfsfonds schon unter Frau Gerhardus aktiv: Jubiläumsmessen, eine mit der Post verschickte Adventzeitung, eine Ausstellung oder der groß angelegte Zeichenwettbewerb mit prominenter Prämierung waren erfolgreiche Spendenaktionen. Auch seitens verwandter Organisationen wie der KMB wurde mit finanzieller Hilfe unterstützt. Die Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen wurde selbstverständlich vor allem inhaltlich gepflegt.

2001 übergab Frau Gerhardus nach 13 Jahren den Vorstandsvorsitz an Katalin Haunold, Ende 2009 wurde die St. Elisabeth-Stiftung gegründet, wie sie seit damals besteht und sich laufend weiterentwickelt: Danke, liebe Frau Gerhardus, für so viel Einsatz, Herz und Verbundenheit!

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