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Ladestation Natur

MI, 08.06.2022

Natur und Gesundheit

Im Waldviertel aufgewachsen, war ich bereits als Kind unglaublich gerne im Wald. Die großen Bäume, die ein zauberhaftes Lichtspiel an sonnigen Tagen auf den Waldboden malten, faszinierten mich. Es begeistert mich heute noch und ich habe auch als Erwachsene Waldteile gesehen, da wurde jetzt noch meine Fantasie angeregt und ich hätte an kleine Elfen glauben können.

Doch war es nicht nur das, was meine Augen gesehen haben, sondern auch der besondere Geruch, den man im Wald findet. Dabei riecht es immer anders, je nachdem ob es gerade erst hell geworden ist, die Sonne den ganzen Tag auf die Bäume geschienen hat oder ob es vor kurzem geregnet hat. Gibt es mehr Laubbäume oder viele Nadelbäume? Ist gerade Frühling, Sommer, Herbst oder Winter? Eines war immer gleich - wenn ich von einem Spaziergang aus dem Wald kam, fühlte ich mich leichter, irgendwie frischer und die Welt sah positiver aus.

Hat die Natur und haben Bäume etwas mit unserem Wohlbefinden, sogar mit unserer Gesundheit zu tun? Das Waldbaden (Shinrin-Yoku) hat in Japan in den 80er Jahren als Therapieform seinen Anfang genommen. Seit einigen Jahren interessiert diese Theorie als Zusatz zu Behandlungen auch Ärzte und Wissenschaftler in europäischen Ländern. Dabei meint der Begriff Shinrin-Yoku eigentlich auch oft das „Einatmen der Waldatmosphäre“.

2013 wurden mehrere Studien veröffentlicht, die darlegten, dass der Aufenthalt in Wäldern zu messbaren Veränderungen im Körper (Blutproben) bzw. im menschlichen Organismus führt. Interessant war auch das Ergebnis, dass der Wald wichtige Bestandteile des menschlichen Immunsystems aktiviert und stärkt. Dabei reagiert unser Immunsystem bereits auf kurze Waldspaziergänge. Die Teilnehmer der Studie betrieben keinerlei Sport im Wald, der diesen Effekt hätte auslösen können, sondern wurde durch reine Anwesenheit im Wald hervorgerufen.

Wie also kommt es dazu?

Was ist es, das den Aufenthalt im Wald so gesund für Mensch und Tier macht? Das was wir in der Luft riechen und als typischen Waldduft angenehm wahrnehmen, sind nicht nur Aromastoffe, die uns in die Nase steigen, sondern Teil pflanzlicher Kommunikation. In der Waldluft schwirren gasförmige Informationen der vorhandenen Pflanzen herum. Man nennt sie Terpene und sie dienen den Pflanzen als Hilfsstoffe um sich gegenseitig über Schädlinge zu informieren, nützliche Insekten anzulocken oder Fressfeinde abzuschrecken. Die Borke der Bäume ist die größte Quelle für Terpene. Nadelbäume weisen im Vergleich zu Laubbäumen eine höhere Anzahl auf.

Wir Menschen nehmen diese Terpene überwiegend über die Lunge - also beim Atmen - aber auch über die Haut auf. Dh die alleinige Anwesenheit im Wald sorgt bereits dafür, dass wir diese gasförmigen, organischen Substanzen aufnehmen. Studien haben gezeigt, dass dadurch im Blut ein Anstieg jener Zellen feststellbar ist, die von Viren befallene oder kranke Zellen erkennen können und diese unschädlich machen. Darüber hinaus fand man heraus, dass die sogenannten „Erste-Hilfe-Zellen“ zunehmen. Sie sind die Ersthelfer des Körpers beim Eindringen von Krankheitserregern.

Als mein Sohn 11 Jahre alt war und ich ihm kindgerecht erklärt hatte, warum die Natur so wichtig für unsere Gesundheit und auch unser Wohlbefinden ist, da sagte er regelmäßig wenn wir im Lainzer Tiergarten spazieren waren: „Mama, weißt du die Bäume reden schon wieder mit meinem Immunsystem!“. Hatte er einen schlechten Tag und gerade nicht soviel Lust darauf mit mir spazieren zu gehen, dann lautete der Satz eher „Ja, ja, ich weiß schon, das ist sooooo gesund, weil die Bäume mit meinem Immunsystem reden“. Mich brachte es in beiden Fällen zum Lachen und meistens musste er dann mitlachen und bekanntlich ist ja auch Lachen gesund ;-).

Rachel Kaplan (Umweltpsychologin) stellte in einer wissenschaftlichen Untersuchung auch fest, dass kurze Blicke aus dem Fenster auf Bäume oder Grünflächen in Stresssituationen entlastend und erholsam wirken. Augenärzte empfehlen gerade bei langen PC-Arbeiten aus dem Fenster auf entfernte Objekte zu blicken - zb einen Baum wenn möglich, da allein der Anblick eines Baumes die Selbstheilungskräfte des Menschen aktiviert.

Wien wurde als Millionenstadt bist 2019 zehnmal hintereinander als lebenswerteste Stadt auf Platz 1 gewählt. Ein wesentlicher Grund dabei waren immer wieder die Grünanteile der Stadt. Mit 990 Parks und Grünanlagen, 300.000 Bäumen, zahlreichen Wiesen, Wäldern und Äckern ist Wien eine der grünsten Metropolen der Welt. 53% des Stadtgebietes bestehen aus Grünflächen (Werte aus 2019). Die Lobau als eine der letzten ursprünglichen Aulandschaften Europas hat einen Anteil am Nationalpark Donau-Auen und mit dem Wienerwald hat Wien einen eigenen Biosphärenpark, der Lebensraum für viele bedrohte Tiere ist.

Als ich mit 19 vom Waldviertel nach Wien zog und mit der Zeit in einigen Bezirken gewohnt habe, da habe ich es immer geschätzt, dass ich binnen kürzester Zeit grün um mich haben konnte. Als mein Sohn zur Welt kam, waren wir fast täglich in Schönbrunn - Gloriette im Grünen spazieren. Er schlief besonders gut im Kinderwagen und ich entspannte mich in der grünen Umgebung.

Wann immer Sie sich unwohl, erschöpft, traurig, unsicher, wütend fühlen oder Ihr Kind unruhig ist oder die erwähnten Gefühlszustände zeigt, ziehen Sie los und besuchen Sie einen Park, ein Waldstück oder einen Lieblingsplatz in der Natur. Noch besser wäre es regelmäßige Ausflüge oder Spaziergänge in der Natur ganz grundsätzlich einzuplanen. Nehmen Sie eine Freundin oder einen Freund und andere Kinder mit, nehmen Sie die Natur vielleicht einmal mit dieser neuen Sichtweise wahr. Atmen Sie tief ein und lassen Sie die Natur auf sich wirken!

Möchten Sie mehr zu dem Thema wissen, so ist mein Buchtipp: Der Heilungscode der Natur von Clemens Arvay oder das Hörbuch von Clemens Arvay - Der Biophilia Effekt

Verfasst von Petra Dreer (Mentaltrainerin, Kinderyogalehrerin, Meditationsleiterin, Kinesiologin, Juristin)

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