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Mit Kindern über den Krieg sprechen

MI, 08.11.2023

In einer Welt, die von Nachrichten über Kriege und Konflikte dominiert wird, mag der Impuls stark sein, unsere Kinder vor der harten Realität abzuschirmen. Doch ganz gleich, wie sehr wir sie schützen wollen, manchmal ist es unvermeidlich, dass sie „etwas“ mitbekommen – sei es durch die Medien, Gespräche in der Schule oder vielleicht, weil Familienangehörige oder Bekannte in betroffenen Gebieten leben. Die Herausforderung besteht darin, wie wir als Eltern mit ihren Fragen und Ängsten umgehen. Es ist nicht immer leicht, die richtigen Worte zu finden, besonders in einem hektischen Alltag. Doch es ist essentiell, sich die Zeit zu nehmen und offene, ehrliche Gespräche zu führen, wenn das Thema Krieg das Gemüt unserer Kinder bedrückt. In diesem Blogbeitrag biete ich Ihnen bereits erste einfache Strategien und Tipps, wie Sie diese wichtigen Gespräche führen können, um Ihr Kind in einer vertrauensvollen und unterstützenden Weise zu begleiten.

1. Verstehen, was Ihr Kind bereits weiß

Bevor Sie das Gespräch beginnen, ist es entscheidend, ein tiefes Verständnis dafür zu entwickeln, was Ihr Kind bereits über den aktuellen Krieg oder Konflikt weiß und wie es die Situation erlebt. Es ist sehr wichtig zu erkennen, was diese Ereignisse für Ihr Kind bedeuten und wie es sich dadurch fühlt. Vielleicht hat Ihr Kind bestimmte Ängste, Sorgen oder Missverständnisse. Nutzen Sie natürliche Gelegenheiten, wie eine gemeinsame Mahlzeit, um das Thema sanft anzusprechen. Fragen Sie offen und geduldig nach seinen Gedanken und Gefühlen, und hören Sie aufmerksam zu. Das Ziel ist, eine sichere und unterstützende Umgebung zu schaffen, in der Ihr Kind sich wohl fühlt, seine Wahrnehmungen, Fragen und Sorgen zu teilen.

2. Ehrliche Kommunikation

Ehrlich zu reden und keinen Raum für Phantasien zu lassen, ist wichtig. Kinder spüren, wenn etwas passiert, das Erwachsene beunruhigt, und es ist besser, ihnen eine klare Erklärung zu geben, anstatt sie ihren Ängsten und Phantasien zu überlassen. Sollte Ihr Kind zu einem unpassenden Zeitpunkt mit Fragen kommen, beispielsweise an der Kasse im Supermarkt, kommunizieren Sie ruhig, dass es Ihnen wichtig ist, darüber zu sprechen, aber der aktuelle Moment nicht passend ist. Versprechen Sie Ihrem Kind einen zeitnahen Moment, wo Sie in Ruhe auf diese Frage eingehen können.

3. Altersgerechte Informationen

Es ist wesentlich, Informationen auf eine Weise zu präsentieren, die dem Alter und der Entwicklungsstufe des Kindes gerecht wird. Vermeiden Sie dabei verstörende Bilder oder Informationen und erklären Sie die Situation so, dass Ihr Kind sie verstehen kann. Die folgende Aufteilung ist als grobe Orientierung gedacht, da jedes Kind einzigartig ist und es wichtig ist, auf die individuellen Bedenken, Ängste und Fragen des Kindes einzugehen: 

  • Bis 5 Jahre: Schützen Sie sie vor beunruhigenden Nachrichten und halten Sie Erklärungen einfach und beruhigend. 
  • 5-6 Jahre: Nutzen Sie einfache Erklärungen und betonen Sie, dass sie in Sicherheit sind und viele Menschen helfen. 
  • 7-10 Jahre: Geben Sie ehrliche, klare Antworten auf ihre Fragen und bieten Sie einfache Erklärungen zum Konflikt an. 
  • 11-13 Jahre: Seien Sie bereit, auf kompliziertere Fragen einzugehen und die erhaltenen Informationen zu besprechen. 
  • 14-18 Jahre: Ermutigen Sie offene Diskussionen und bieten Sie unterschiedliche Perspektiven an.

4. Beruhigende Unterstützung und Hoffnung

Es ist wichtig, eine unterstützende und beruhigende Umgebung zu schaffen, in der das Kind sich sicher fühlt, Fragen zu stellen und seine Gefühle auszudrücken. Während es wichtig ist, ehrlich über die Realitäten des Krieges zu sprechen, kann es auch hilfreich sein, auf positive Aspekte oder Hoffnung für die Zukunft hinzuweisen, um das Kind zu beruhigen.

5. Auf Fragen und Bedenken eingehen

Seien Sie bereit, auf die Fragen und Bedenken des Kindes einzugehen und bieten Sie zusätzliche Unterstützung an, wenn es nötig ist.

6. Sicherheitsgefühl vermitteln

Versichern Sie Ihrem Kind, dass es sicher ist. Betonen Sie die vielen Menschen und Organisationen, die helfen, und dass Ihre Familie in Sicherheit ist.

7. Positive Aktivitäten fördern

Bieten Sie Ihrem Kind Möglichkeiten für positive Aktivitäten, die helfen können, den Fokus auf hoffnungsvolle und konstruktive Aspekte zu legen. Ermutigen Sie Ihr Kind, auf eine positive Weise aktiv zu werden, etwa durch gemeinsames Spenden an Hilfsorganisationen.

In diesen unruhigen Zeiten kann das Gespräch mit unseren Kindern über Krieg und Konflikte eine Herausforderung darstellen. Doch mit einer durchdachten, einfühlsamen Herangehensweise können wir eine sichere und unterstützende Umgebung schaffen, in der unsere Kinder ihre Gedanken und Gefühle teilen können. Die Bedeutung von ehrlicher Kommunikation und das Anbieten von altersgerechten Informationen, wie in diesem Blogbeitrag diskutiert, sind zentrale Elemente, um effektiv durch diese schwierigen Gespräche zu navigieren.

 

Maaike Kohler ist psychologische Beraterin in eigener Praxis im 7. Bezirk in Wien. Sie arbeitet seit einigen Jahren ehrenamtlich für die St. Elisabeth-Stiftung, indem sie Klient*innen mit psychosozialen Gesprächen unterstützt.
www.maaikekohler.at

 

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